Kapitel 45. Von der Nichtigkeit und dem Leiden des Lebens
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Chapter XLVI. On The Vanity And Suffering Of Life
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Aus der Nacht der Bewußtlosigkeit zum Leben erwacht findet der Wille sich als Individuum, in einer end- und gränzenlosen Welt, unter zahllosen Individuen, alle strebend, leidend, irrend; und wie durch einen bangen Traum eilt er zurück zur alten Bewußtlosigkeit. – Bis dahin jedoch sind seine Wünsche gränzenlos, seine Ansprüche unerschöpflich, und jeder befriedigte Wunsch gebiert einen neuen. Keine auf der Welt mögliche Befriedigung könnte hinreichen, sein Verlangen zu stillen, seinem Begehren ein endliches Ziel zu setzen und den bodenlosen Abgrund seines Herzens auszufüllen. Daneben nun betrachte man, was dem Menschen, an Befriedigungen jeder Art, in der Regel, wird: es ist meistens nicht mehr, als die, mit unablässiger Mühe und steter Sorge, im Kampf mit der Noth, täglich errungene, kärgliche Erhaltung dieses Daseyns selbst, den Tod im Prospekt. – Alles im Leben giebt kund, daß das irdische Glück bestimmt ist, vereitelt oder als eine Illusion erkannt zu werden. Hiezu liegen tief im Wesen der Dinge die Anlagen. Demgemäß fällt das Leben der meisten Menschen trübsälig und kurz aus. Die komparativ Glücklichen sind es meistens nur scheinbar, oder aber sie sind, wie die Langlebenden, seltene Ausnahmen, zu denen eine Möglichkeit übrig bleiben mußte, – als Lockvogel. Das Leben stellt sich dar als ein fortgesetzter Betrug, im Kleinen,[670] wie im Großen. Hat es versprochen, so hält es nicht; es sei denn, um zu zeigen, wie wenig wünschenswerth das Gewünschte war: so täuscht uns also bald die Hoffnung, bald das Gehoffte. Hat es gegeben; so war es, um zu nehmen. Der Zauber der Entfernung zeigt uns Paradiese, welche wie optische Täuschungen verschwinden, wann wir uns haben hinäffen lassen. Das Glück liegt demgemäß stets in der Zukunft, oder auch in der Vergangenheit, und die Gegenwart ist einer kleinen dunkeln Wolke zu vergleichen, welche der Wind über die besonnte Fläche treibt: vor ihr und hinter ihr ist Alles hell, nur sie selbst wirft stets einen Schatten. Sie ist demnach allezeit ungenügend, die Zukunft aber ungewiß, die Vergangenheit unwiederbringlich. Das Leben, mit seinen stündlichen, täglichen, wöchentlichen und jährlichen, kleinen, größern und großen Widerwärtigkeiten, mit seinen getäuschten Hoffnungen und seinen alle Berechnung vereitelnden Unfällen, trägt so deutlich das Gepräge von etwas, das uns verleidet werden soll, daß es schwer zu begreifen ist, wie man dies hat verkennen können und sich überreden lassen, es sei da, um dankbar genossen zu werden, und der Mensch, um glücklich zu seyn. Stellt doch vielmehr jene fortwährende Täuschung und Enttäuschung, wie auch die durchgängige Beschaffenheit des Lebens, sich dar als darauf abgesehn und berechnet, die Ueberzeugung zu erwecken, daß gar nichts unsers Strebens, Treibens und Ringens werth sei, daß alle Güter nichtig seien, die Welt an allen Enden bankrott, und das Leben ein Geschäft, das nicht die Kosten deckt; – auf daß unser Wille sich davon abwende.
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Awakened to life out of the night of unconsciousness, the will finds
itself an individual, in an endless and boundless world, among innumerable
individuals, all striving, suffering, erring; and as if through a troubled
dream it hurries back to its old unconsciousness. Yet till then its
desires are limitless, its claims inexhaustible, and every satisfied
desire gives rise to a new one. No possible satisfaction in the world
could suffice to still its longings, set a goal to its infinite cravings,
and fill the bottomless abyss of its heart. Then let one consider what as
a rule are the satisfactions of any kind that a man obtains. For the most
part nothing more than the bare maintenance of this existence itself,
extorted day by day with unceasing trouble and constant care in the
conflict with want, and with death in prospect. Everything in life shows
that earthly happiness is destined to be frustrated or recognised as an
illusion. The grounds of this lie deep in the nature of things.
Accordingly the life of most men is troubled and short. Those who are
comparatively happy are so, for the most part, only apparently, or else,
like men of long life, they are the rare exceptions, a possibility of
which there had to be,—as decoy-birds. Life presents itself as a continual
deception in small things as in great. If it has promised, it does not
keep its word, unless to show how little worth desiring were the things
desired: thus we are deluded now by hope, now by what was hoped for. If it
has given, it did so in order to take. The enchantment of distance shows
us paradises which vanish like optical illusions when we have allowed
ourselves to be mocked by them. Happiness accordingly always lies in the
future, or else in the past, and the present may be compared to a small
dark cloud which the wind drives over the sunny plain: before and behind
it all is bright, only it itself always casts a shadow. The present is
therefore always insufficient; but the future is uncertain, and the past
irrevocable. Life with its hourly, daily, weekly, yearly, little, greater,
and great misfortunes, with its deluded hopes and its accidents destroying
all our calculations, bears so distinctly the impression of something with
which we must become disgusted, that it is hard to conceive how one has
been able to mistake this and allow oneself to be persuaded that life is
there in order to be thankfully enjoyed, and that man exists in order to
be happy. Rather that continual illusion and disillusion, and also the
nature of life throughout, presents itself to us as intended and
calculated to awaken the conviction that nothing at all is worth our
striving, our efforts and struggles, that all good things are vanity, the
world in all its ends bankrupt, and life a business which does not cover
its expenses;—so that our will may turn away from it.
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Die Art, wie diese Nichtigkeit aller Objekte des Willens sich dem im Individuo wurzelnden Intellekt kund giebt und faßlich macht, ist zunächst die Zeit. Sie ist die Form, mittelst derer jene Nichtigkeit der Dinge als Vergänglichkeit derselben erscheint; indem, vermöge dieser, alle unsere Genüsse und Freuden unter unsern Händen zu Nichts werden und wir nachher verwundert fragen, wo sie geblieben seien. Jene Nichtigkeit selbst ist daher das alleinige Objektive der Zeit, d.h. das ihr im Wesen an sich der Dinge Entsprechende, also Das, dessen Ausdruck sie ist. Deshalb eben ist die Zeit die a priori nothwendige Form aller unserer Anschauungen: in ihr muß sich Alles darstellen, auch wir selbst. Demzufolge gleicht nun zunächst unser Leben einer Zahlung, die man in lauter Kupferpfennigen zugezählt erhält und dann doch quittiren muß: es sind die Tage;[671] die Quittung ist der Tod. Denn zuletzt verkündigt die Zeit den Urtheilsspruch der Natur über den Werth aller in ihr erscheinenden Wesen, indem sie sie vernichtet: |
The way in which this vanity of all objects of the will makes itself known
and comprehensible to the intellect which is rooted in the individual, is
primarily time. It is the form by means of which that vanity of things
appears as their perishableness; for on account of this all our pleasures
and joys disappear in our hands, and we afterwards ask astonished where
they have remained. That nothingness itself is therefore the only
objective element in time, i.e., that which corresponds to it in the
inner nature of things, thus that of which it is the expression. Just on
this account time is the a priori necessary form of all our perceptions;
in it everything must present itself, even we ourselves. Accordingly,
first of all, our life is like a payment which one receives in nothing but
copper pence, and yet must then give a discharge for: the copper pence are
the days; the discharge is death. For at last time makes known the
judgment of nature concerning the work of all the beings which appear in
it, in that it destroys them:—
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Und das mit Recht: denn Alles was entsteht,
Ist werth, daß es zu Grunde geht.
Drum besser wär’s, daß nichts entstünde. |
And rightly so, for all that arises
Is worthy only of being destroyed.
Hence were it better that nothing arose. |
So sind denn Alter und Tod, zu denen jedes Leben nothwendig hineilt, das aus den Händen der Natur selbst erfolgende Verdammungsurtheil über den Willen zum Leben, welches aussagt, daß dieser Wille ein Streben ist, das sich selbst vereiteln muß. »Was du gewollt hast«, spricht es, »endigt so: wolle etwas Besseres.« – Also die Belehrung, welche Jedem sein Leben giebt, besteht im Ganzen darin, daß die Gegenstände seiner Wünsche beständig täuschen, wanken und fallen, sonach mehr Quaal als Freude bringen, bis endlich sogar der ganze Grund und Boden, auf dem sie sämmtlich stehn, einstürzt, indem sein Leben selbst vernichtet wird und er so die letzte Bekräftigung erhält, daß all sein Streben und Wollen eine Verkehrtheit, ein Irrweg war: |
Thus old age and death, to which every life necessarily hurries on, are
the sentence of condemnation on the will to live, coming from the hands of
nature itself, and which declares that this will is an effort which
frustrates itself. “What thou hast wished,” it says, “ends thus: desire
something better.” Hence the instruction which his life affords to every
one consists, as a whole, in this, that the objects of his desires
continually delude, waver, and fall, and accordingly bring more misery
than joy, till at last the whole foundation upon which they all stand
gives way, in that his life itself is destroyed and so he receives the
last proof that all his striving and wishing was a perversity, a false
path:—
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Then old age and experience, hand in hand,
Lead him to death, and make him understand,
After a search so painful and so long,
That all his life he has been in the wrong72. |
Then old age and experience, hand in hand,
Lead him to death, and make him understand,
After a search so painful and so long,
That all his life he has been in the wrong. |
Wir wollen aber noch auf das Specielle der Sache eingehn; da diese Ansichten es sind, in denen ich den meisten Widerspruch erfahren habe. – Zuvörderst habe ich die im Texte gegebene Nachweisung der Negativität aller Befriedigung, also alles Genusses und alles Glückes, im Gegensatz der Positivität des Schmerzes noch durch Folgendes zu bekräftigen. |
We shall, however, enter into the details of the matter, for it is in
these views that I have met with most contradiction. First of all, I have
to confirm by the following remarks the proof given in the text of the
negative nature of all satisfaction, thus of all pleasure and all
happiness, in opposition to the positive nature of pain.
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Wir fühlen den Schmerz, aber nicht die Schmerzlosigkeit; wir fühlen die Sorge, aber nicht die Sorglosigkeit; die Furcht, aber nicht die Sicherheit. Wir fühlen den Wunsch, wie wir Hunger und Durst fühlen; sobald er aber erfüllt worden, ist es damit, wie mit dem genossenen Bissen, der in dem Augenblick, da er verschluckt wird, für unser Gefühl dazuseyn aufhört. Genüsse und Freuden vermissen wir schmerzlich, sobald sie ausbleiben; aber Schmerzen, selbst wenn sie nach langer Anwesenheit ausbleiben, werden nicht unmittelbar vermißt, sondern höchstens wird absichtlich, mittelst der Reflexion, ihrer gedacht. Denn nur Schmerz und Mangel können positiv empfunden werden und kündigen daher sich selbst an: das Wohlseyn hingegen ist bloß negativ. Daher eben werden wir der drei größten Güter des Lebens, Gesundheit, Jugend und Freiheit, nicht als solcher inne, so lange wir sie besitzen; sondern erst nachdem wir sie verloren haben: denn auch sie sind Negationen. Daß Tage unsers Lebens glücklich waren, merken wir erst, nach dem sie unglücklichen Platz gemacht haben. – In dem Maaße, als die Genüsse zunehmen, nimmt die Empfänglichkeit für sie ab: das Gewohnte wird nicht mehr als Genuß empfunden. Eben dadurch aber nimmt die Empfänglichkeit für das Leiden zu: denn das Wegfallen des Gewohnten wird schmerzlich gefühlt. Also wächst durch den Besitz das Maaß des Nothwendigen, und dadurch die Fähigkeit Schmerz zu empfinden. – Die Stunden gehn desto schneller hin, je angenehmer; desto langsamer, je peinlicher sie zugebracht werden: weil der Schmerz, nicht der Genuß das Positive ist, dessen Gegenwart sich fühlbar macht. Eben so werden wir bei der Langeweile der Zeit inne, bei der Kurzweil nicht. Beides beweist, daß unser Daseyn dann am glücklichsten ist, wann wir es am wenigsten spüren: woraus folgt, daß es besser wäre, es nicht zu haben. – Große, lebhafte Freude läßt sich schlechterdings nur denken als Folge großer vorhergegangener Noth: denn zu einem Zustande dauernder Zufriedenheit kann nichts hinzukommen, als etwas Kurzweil, oder auch Befriedigung der Eitelkeit. Darum sind alle Dichter genöthigt, ihre Helden in ängstliche und peinliche Lagen zu bringen, um sie daraus wieder befreien zu können: Drama und Epos schildern demnach durchgängig nur kämpfende, leidende, gequälte Menschen, und jeder Roman ist ein Guckkasten, darin man die Spasmen und Konvulsionen des geängstigten menschlichen Herzens betrachtet. Diese[673] ästhetische Nothwendigkeit hat Walter Scott naiv dargelegt in der »Konklusion« zu seiner Novelle Old mortality. – Ganz in Uebereinstimmung mit der von mir bewiesenen Wahrheit sagt auch der von Natur und Glück so begünstigte Voltaire: le bonheur n’est qu’un rêve, et la douleur est réelle; und setzt hinzu: il y a quatre-vingts ans que je l’êprouve. Je n’y sais autre chose que me résigner, et me dire que les mouches sont nées pour être mangées par les araignées, et les hommes pour être dévorés par les chagrins. |
We feel pain, but not painlessness; we feel care, but not the absence of
care; fear, but not security. We feel the wish as we feel hunger and
thirst; but as soon as it has been fulfilled, it is like the mouthful that
has been taken, which ceases to exist for our feeling the moment it is
swallowed. Pleasures and joys we miss painfully whenever they are wanting;
but pains, even when they cease after having long been present, are not
directly missed, but at the most are intentionally thought of by means of
reflection. For only pain and want can be felt positively, and therefore
announce themselves; well-being, on the other hand, is merely negative.
Therefore we do not become conscious of the three greatest blessings of
life, health, youth, and freedom, so long as we possess them, but only
after we have lost them; for they also are negations. We only observe that
days of our life were happy after they have given place to unhappy ones.
In proportion as pleasures increase, the susceptibility for them
decreases: what is customary is no longer felt as a pleasure. Just in this
way, however, is the susceptibility for suffering increased, for the loss
of what we are accustomed to is painfully felt. Thus the measure of what
is necessary increases through possession, and thereby the capacity for
feeling pain. The hours pass the quicker the more agreeably they are
spent, and the slower the more painfully they are spent; because pain, not
pleasure, is the positive, the presence of which makes itself felt. In the
same way we become conscious of time when we are bored, not when we are
diverted. Both these cases prove that our existence is most happy when we
perceive it least, from which it follows that it would be better not to
have it. Great and lively joy can only be conceived as the consequence of
great misery, which has preceded it; for nothing can be added to a state
of permanent satisfaction but some amusement, or the satisfaction of
vanity. Hence all poets are obliged to bring their heroes into anxious and
painful situations, so that they may be able to free them from them.
Dramas and Epics accordingly always describe only fighting, suffering,
tormented men; and every romance is a rareeshow in which we observe the
spasms and convulsions of the agonised human heart. Walter Scott has
naïvely expressed this æsthetic necessity in the conclusion to his novel,
“Old Mortality.” Voltaire, who was so highly favoured both by nature and
fortune, says, in entire agreement with the truth proved by me: “Le
bonheur n’est qu’un rève, et la douleur est réelle.” And he adds: “Il y
a quatre-vingts ans que je l’éprouve. Je n’y sais autre chose que me
résigner, et me dire que les mouches sont nées pour être mangées par les
araignées, et les hommes pour être dévorés par les chagrins.”
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Ehe man so zuversichtlich ausspricht, daß das Leben ein wünschenswerthes, oder dankenswerthes Gut sei, vergleiche man ein Mal gelassen die Summe der nur irgend möglichen Freuden, welche ein Mensch in seinem Leben genießen kann, mit der Summe der nur irgend möglichen Leiden, die ihn in seinem Leben treffen können. Ich glaube, die Bilanz wird nicht schwer zu ziehn seyn. Im Grunde aber ist es ganz überflüssig, zu streiten, ob des Guten oder des Uebeln mehr auf der Welt sei: denn schon das bloße Daseyn des Uebels entscheidet die Sache; da dasselbe nie durch das daneben oder danach vorhandene Gute getilgt, mithin auch nicht ausgeglichen werden kann: |
Before so confidently affirming that life is a blessing worth desiring or
giving thanks for, let one compare calmly the sum of the possible
pleasures which a man can enjoy in his life with the sum of the possible
sorrows which may come to him in his life. I believe the balance will not
be hard to strike. At bottom, however, it is quite superfluous to dispute
whether there is more good or evil in the world: for the mere existence of
evil decides the matter. For the evil can never be annulled, and
consequently can never be balanced by the good which may exist along with
it or after it. |
Mille piacer’ non vagliono un tormento. |
Mille piacer’ non vagliono un tormento. —Petr.
(A thousand pleasures are not worth one torment.) |
Denn, daß Tausende in Glück und Wonne gelebt hätten, höbe ja nie die Angst und Todesmarter eines Einzigen auf: und eben so wenig macht mein gegenwärtiges Wohlseyn meine früheren Leiden ungeschehn. Wenn daher des Uebeln auch hundert Mal weniger auf der Welt wäre, als der Fall ist; so wäre dennoch das bloße Daseyn desselben hinreichend, eine Wahrheit zu begründen, welche sich auf verschiedene Weise, wiewohl immer nur etwas indirekt ausdrücken läßt, nämlich, daß wir über das Daseyn der Welt uns nicht zu freuen, vielmehr zu betrüben haben; – daß ihr Nichtseyn ihrem Daseyn vorzuziehn wäre; – daß sie etwas ist, das im Grunde nicht seyn sollte; u.s.f. Ueberaus schön ist Byron’s Ausdruck der Sache: |
For that a thousand had lived in happiness and pleasure would never do
away with the anguish and death-agony of a single one; and just as little
does my present well-being undo my past suffering. If, therefore, the
evils in the world were a hundred times less than is the case, yet their
mere existence would be sufficient to establish a truth which may be
expressed in different ways, though always somewhat indirectly, the truth
that we have not to rejoice but rather to mourn at the existence of the
world;—that its non-existence would be preferable to its existence;—that
it is something which at bottom ought not to be, &c., &c. Very beautiful
is Byron’s expression of this truth:— |
Our life is a false nature, – ’tis not in
The harmony of things, this hard decree,
This uneradicable taint of sin,
This boundless Upas, this all-blasting tree
Whose root is earth, whose leaves and branches be
The skies, which rain their plagues on men like dew –
Disease, death, bondage – all the woes we see –
And worse, the woes we see not – which throb through
The immedicable soul, with heart-aches ever new.
Our life is a false nature,—’tis not in
The harmony of things, this hard decree,
This uneradicable taint of sin,
This boundless Upas, this all-blasting tree
Whose root is earth, whose leaves and branches be
The skies, which rain their plagues on men like dew—
Disease, death, bondage—all the woes we see—
And worse, the woes we see not—which throb through
The immedicable soul, with heart-aches ever new.
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Wenn die Welt und das Leben Selbstzweck seyn und demnach theoretisch keiner Rechtfertigung, praktisch keiner Entschädigung oder Gutmachung bedürfen sollten, sondern dawären, etwan wie Spinoza und die heutigen Spinozisten es darstellen, als die einzige Manifestation eines Gottes, der animi causa, oder auch um sich zu spiegeln, eine solche Evolution mit sich selber vornähme, mithin ihr Daseyn weder durch Gründe gerechtfertigt, noch durch Folgen ausgelöst zu werden brauchte; – dann müßten nicht etwan die Leiden und Plagen des Lebens durch die Genüsse und das Wohlseyn in demselben völlig ausgeglichen werden; – da dies, wie gesagt, unmöglich ist, weil mein gegenwärtiger Schmerz durch künftige Freuden nie aufgehoben wird, indem diese ihre Zeit füllen, wie er seine; – sondern es müßte ganz und gar keine Leiden geben und auch der Tod nicht seyn, oder nichts Schreckliches für uns haben. Nur so würde das Leben für sich selbst bezahlen. |
If the world and life were an end in themselves, and accordingly required
theoretically no justification and practically no indemnification or
compensation, but existed, for instance, as Spinoza and the Spinozists of
the present day represent it, as the single manifestation of a God, who,
animi causa, or else in order to mirror himself, undertook such an
evolution of himself; and hence its existence neither required to be
justified by reasons nor redeemed by results;—then the sufferings and
miseries of life would not indeed have to be fully equalled by the
pleasures and well-being in it; for this, as has been said, is impossible,
because my present pain is never abolished by future joys, for the latter
fill their time as the former fills its time: but there would have to be
absolutely no suffering, and death also would either have not to be, or
else to have no terrors for us. Only thus would life pay for itself.
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Weil nun aber unser Zustand vielmehr etwas ist, das besser nicht wäre; so trägt Alles, was uns umgiebt, die Spur hievon – gleich wie in der Hölle Alles nach Schwefel riecht, – indem Jegliches stets unvollkommen und trüglich, jedes Angenehme mit Unangenehmem versetzt, jeder Genuß immer nur ein halber ist, jedes Vergnügen seine eigene Störung, jede Erleichterung neue Beschwerde herbeiführt, jedes Hülfsmittel unserer täglichen und stündlichen Noch uns alle Augenblicke im Stich läßt und seinen Dienst versagt, die Stufe, auf welche wir treten, so oft unter uns bricht, ja, Unfälle, große und kleine, das Element unsers Lebens sind, und wir, mit Einem Wort, dem Phineus gleichen, dem die Harpyen alle Speisen besudelten und ungenießbar machten. Alles was wir anfassen, widersetzt sich, weil es seinen eigenen Willen hat, der überwunden werden muß. Zwei Mittel werden dagegen versucht: erstlich die eulabeia, d.i. Klugheit, Vorsicht, Schlauheit: sie lernt nicht aus und reicht nicht aus und wird zu Schanden, Zweitens, der Stoisce Gleichmuth, welcher jeden Unfall entwaffnen will, durch Gefaßtseyn auf alle und Verschmähen von Allem: praktisch wird er zur kynischen Entsagung, die lieber, ein für alle Mal, alle Hülfsmittel und Erleichterungen von sich wirft: sie macht uns zu Hunden: wie den Diogenes in der Tonne. Die Wahrheit ist: wir sollen elend seyn, und sind’s. Dabei ist die Hauptquelle der ernstlichsten Uebel, die den Menschen treffen, der Mensch selbst: homo homini lupus. Wer dies Letztere recht ins Auge faßt, erblickt die Welt als eine Hölle, welche die des Dante dadurch übertrifft, daß Einer der Teufel des Andern seyn muß; wozu denn freilich Einer vor dem Andern geeignet ist, vor Allen wohl ein Erzteufel, in Gestalt eines Eroberers auftretend, der einige Hundert Tausend Menschen einander gegenüberstellt und ihnen zuruft: »Leiden und Sterben ist euere Bestimmung: jetzt schießt mit Flinten und Kanonen auf einander los!« und sie thun es. – Ueberhaupt aber bezeichnen, in der Regel, Ungerechtigkeit, äußerste Unbilligkeit, Härte, ja Grausamkeit, die Handlungsweise der Menschen gegen einander: eine entgegengesetzte tritt nur ausnahmsweise ein. Hierauf beruht die Nothwendigkeit des Staates und der Gesetzgebung, und nicht auf euern Flausen. Aber in allen Fällen, die nicht im Bereich der Gesetze liegen, zeigt sich sogleich die dem Menschen eigene Rücksichtslosigkeit gegen seines Gleichen, welche aus seinem gränzenlosen Egoismus, mitunter auch aus Bosheit entspringt. Wie der Mensch mit dem Menschen verfährt, zeigt z.B. die Negersklaverei, deren Endzweck[676] Zucker und Kaffee ist. Aber man braucht nicht so weit zu gehn: im Alter von fünf Jahren eintreten in die Garnspinnerei, oder sonstige Fabrik, und von Dem an erst 10, dann 12, endlich 14 Stunden täglich darin sitzen und die selbe mechanische Arbeit verrichten, heißt das Vergnügen, Athem zu holen, theuer erkaufen. Dies aber ist das Schicksal von Millionen, und viele andere Millionen haben ein analoges. |
But since now our state is rather something which had better not be,
everything about us bears the trace of this,—just as in hell everything
smells of sulphur—for everything is always imperfect and illusory,
everything agreeable is displaced by something disagreeable, every
enjoyment is only a half one, every pleasure introduces its own
disturbance, every relief new difficulties, every aid of our daily and
hourly need leaves us each moment in the lurch and denies its service, the
step upon which we place our foot so often gives way under us, nay,
misfortunes great and small are the element of our life; and, in a word,
we are like Phineus, whose food was all tainted and made uneatable by the
harpies.(42) Two remedies for this are tried: first, ευλαβεια, _i.e._,
prudence, foresight, cunning; it does not fully instruct us, is
insufficient, and leads to defeat. Secondly, the stoical equanimity which
seeks to arm us against all misfortunes by preparedness for everything and
contempt of all: practically it becomes cynical renunciation, which
prefers once for all to reject all means of relief and all alleviations—it
reduces us to the position of dogs, like Diogenes in his tub. The truth
is, we ought to be wretched, and we are so. The chief source of the
serious evils which affect men is man himself: homo homini lupus.
Whoever keeps this last fact clearly in view beholds the world as a hell,
which surpasses that of Dante in this respect, that one man must be the
devil of another. For this, one is certainly more fitted than another; an
arch-fiend, indeed, more fitted than all others, appearing in the form of
a conqueror, who places several hundred thousand men opposite each other,
and says to them: “To suffer and die is your destiny; now shoot each other
with guns and cannons,” and they do so.
In general, however, the conduct of men towards each other is
characterised as a rule by injustice, extreme unfairness, hardness, nay,
cruelty: an opposite course of conduct appears only as an exception. Upon
this depends the necessity of the State and legislation, and upon none of
your false pretences. But in all cases which do not lie within the reach
of the law, that regardlessness of his like, peculiar to man, shows itself
at once; a regardlessness which springs from his boundless egoism, and
sometimes also from wickedness. How man deals with man is shown, for
example, by negro slavery, the final end of which is sugar and coffee. But
we do not need to go so far: at the age of five years to enter a
cotton-spinning or other factory, and from that time forth to sit there
daily, first ten, then twelve, and ultimately fourteen hours, performing
the same mechanical labour, is to purchase dearly the satisfaction of
drawing breath. But this is the fate of millions, and that of millions
more is analogous to it.
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Uns Andere inzwischen vermögen geringe Zufälle vollkommen unglücklich zu machen; vollkommen glücklich, nichts auf der Welt. – Was man auch sagen mag, der glücklichste Augenblick des Glücklichen ist doch der seines Einschlafens, wie der unglücklichste des Unglücklichen der seines Erwachens. – Einen indirekten, aber sichern Beweis davon, daß die Menschen sich unglücklich fühlen, folglich es sind, liefert, zum Ueberfluß, auch noch der Allen einwohnende, grimmige Neid, der, in allen Lebensverhältnissen, auf Anlaß jedes Vorzugs, welcher Art er auch seyn mag, rege wird und sein Gift nicht zu halten vermag. Weil sie sich unglücklich fühlen, können die Menschen den Anblick eines vermeinten Glücklichen nicht ertragen: wer sich momentan glücklich fühlt, möchte sogleich Alles um sich herum beglücken, und sagt: |
We others, however, can be made perfectly miserable by trifling
misfortunes; perfectly happy, not by the world. Whatever one may say, the
happiest moment of the happy man is the moment of his falling asleep, and
the unhappiest moment of the unhappy that of his awaking. An indirect but
certain proof of the fact that men feel themselves unhappy, and
consequently are so, is also abundantly afforded by the fearful envy which
dwells in us all, and which in all relations of life, on the occasion of
any superiority, of whatever kind it may be, is excited, and cannot
contain its poison. Because they feel themselves unhappy, men cannot
endure the sight of one whom they imagine happy; he who for the moment
feels himself happy would like to make all around him happy also, and
says: |
Que tout le monde ici soit heureux de ma joie.
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Que tout le monde ici soit heureux de ma joie.
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Wenn das Leben an sich selbst ein schätzbares Gut und dem Nichtseyn entschieden vorzuziehn wäre; so brauchte die Ausgangspforte nicht von so entsetzlichen Wächtern, wie der Tod mit seinen Schrecken ist, besetzt zu seyn. Aber wer würde im Leben, wie es ist, ausharren, wenn der Tod minder schrecklich wäre? – Und wer könnte auch nur den Gedanken des Todes ertragen, wenn das Leben eine Freude wäre! So aber hat jener immer noch das Gute, das Ende des Lebens zu seyn, und wir trösten uns über die Leiden des Lebens mit dem Tode, und über den Tod mit den Leiden des Lebens. Die Wahrheit ist, daß Beide unzertrennlich zusammengehören, indem sie ein Irrsal ausmachen, von welchem zurückzukommen so schwer, wie wünschenswerth ist. |
If life were in itself a blessing to be prized, and decidedly to be
preferred to non-existence, the exit from it would not need to be guarded
by such fearful sentinels as death and its terrors. But who would continue
in life as it is if death were less terrible? And again, who could even
endure the thought of death if life were a pleasure! But thus the former
has still always this good, that it is the end of life, and we console
ourselves with regard to the suffering of life with death, and with regard
to death with the suffering of life. The truth is, that the two
inseparably belong to each other, for together they constitute a deviation
from the right path, to return to which is as difficult as it is
desirable.
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Wenn die Welt nicht etwas wäre, das, praktisch ausgedrückt, nicht seyn sollte; so würde sie auch nicht theoretisch ein Problem seyn: vielmehr würde ihr Daseyn entweder gar keiner Erklärung bedürfen, indem es sich so gänzlich von selbst verstände, daß eine Verwunderung darüber und Frage danach in keinem Kopfe aufsteigen könnte; oder der Zweck desselben würde sich unverkennbar darbieten. Statt dessen aber ist sie sogar ein unauflösliches Problem; indem selbst die vollkommenste Philosophie stets noch ein unerklärtes Element enthalten wird, gleich einem unauflöslichen Niederschlag, oder dem Rest, welchen das irrationale Verhältniß zweier Größen stets übrig läßt. Daher, wenn Einer wagt, die Frage aufzuwerfen, warum nicht lieber gar nichts sei, als diese Welt; so läßt die Welt sich nicht aus sich selbst rechtfertigen, kein Grund, keine Endursache ihres Daseyns in ihr selbst finden, nicht nachweisen, daß sie ihrer selbst wegen, d.h. zu ihrem eigenen Vortheil dasei. – Dies ist, meiner Lehre zufolge, freilich daraus erklärlich, daß das Princip ihres Daseyns ausdrücklich ein grundloses ist, nämlich blinder Wille zum Leben, welcher, als Ding an sich, dem Satz vom Grunde, der bloß die Form der Erscheinungen ist und durch den allein jedes Warum berechtigt ist, nicht unterworfen seyn kann. Dies stimmt aber auch zur Beschaffenheit der Welt: denn nur ein blinder, kein sehender Wille konnte sich selbst in die Lage versetzen, in der wir uns erblicken. Ein sehender Wille würde vielmehr bald den Ueberschlag gemacht haben, daß das Geschäft die Kosten nicht deckt, indem ein so gewaltiges Streben und Ringen, mit Anstrengung aller Kräfte, unter steter Sorge, Angst und Noch, und bei unvermeidlicher Zerstörung jedes individuellen Lebens, keine Entschädigung findet in dem so errungenen, ephemeren, unter unsern Händen zu nichts werdenden Daseyn selbst. Daher eben verlangt die Erklärung der Welt aus einem Anaxagorischen nous, d.h. aus einem von Erkenntniß geleiteten Willen, zu ihrer Beschönigung, nothwendig den Optimismus, der alsdann, dem laut schreienden Zeugniß einer ganzen Welt voll Elend zum Trotz, aufgestellt und verfochten wird. Da wird denn das Leben für ein Geschenk ausgegeben, während am Tage liegt, daß Jeder, wenn er zum voraus das Geschenk hätte besehn und prüfen dürfen, sich dafür bedankt haben würde; wie denn auch Lessing den Verstand seines Sohnes bewunderte, der, weil er durchaus nicht in die Welt hineingewollt hätte, mit der Geburtszange gewaltsam hineingezogen werden mußte, kaum aber darin, sich eilig wieder davonmachte. Dagegen wird dann wohl gesagt, das Leben solle, von einem Ende zum andern, auch nur eine Lektion seyn; worauf aber Jeder antworten könnte: »So wollte ich eben deshalb, daß man mich in der Ruhe des allgenugsamen Nichts gelassen hätte, als wo ich weder Lektionen, noch sonst etwas nöthig hatte.« Würde nun aber gar noch hinzugefügt, er solle einst von jeder Stunde seines Lebens Rechenschaft ablegen; so wäre er vielmehr berechtigt, selbst erst Rechenschaft zu fordern darüber, daß man ihn, aus jener Ruhe weg, in eine so mißliche, dunkele, geängstete und peinliche Lage versetzt hat. – Dahin also führen falsche Grundansichten. Denn das menschliche Daseyn, weit entfernt den Charakter eines Geschenks zu tragen, hat ganz und gar den einer kontrahirten Schuld. Die Einforderung derselben erscheint in Gestalt der, durch jenes Daseyn gesetzten, dringenden Bedürfnisse, quälenden Wünsche und endlosen Noch. Auf Abzahlung dieser Schuld wird, in der Regel, die ganze Lebenszeit verwendet: doch sind damit erst die Zinsen getilgt. Die Kapitalabzahlung geschieht durch den Tod. – Und wann wurde diese Schuld kontrahirt? – Bei der Zeugung. – |
If the world were not something which, expressed practically, ought not
to be, it would also not be theoretically a problem; but its existence
would either require no explanation, inasmuch as it would be so entirely
self-evident that wonder concerning it or a question about it could arise
in no mind, or its end would present itself unmistakably. Instead of this,
however, it is indeed an insoluble problem; for even the most perfect
philosophy will yet always contain an unexplained element, like an
insoluble deposit or the remainder which the irrational relation of two
quantities always leaves over. Therefore if one ventures to raise the
question why there is not rather nothing than this world, the world cannot
be justified from itself, no ground, no final cause of its existence can
be found in itself, it cannot be shown that it exists for its own sake,
i.e., for its own advantage. In accordance with my teaching, this can
certainly be explained from the fact that the principle of its existence
is expressly one which is without ground, a blind will to live, which as
thing in itself cannot be made subject to the principle of sufficient
reason, which is merely the form of the phenomenon, and through which
alone every why is justified. But this also agrees with the nature of the
world, for only a blind will, no seeing will, could place itself in the
position in which we behold ourselves. A seeing will would rather have
soon made the calculation that the business did not cover the cost, for
such a mighty effort and struggle with the straining of all the powers,
under constant care, anxiety, and want, and with the inevitable
destruction of every individual life, finds no compensation in the
ephemeral existence itself, which is so obtained, and which passes into
nothing in our hands. Hence, then, the explanation of the world from the
Anaxagorean νους, i.e., from a will accompanied by knowledge,
necessarily demands optimism to excuse it, which accordingly is set up and
maintained in spite of the loudly crying evidence of a whole world full of
misery. Life is there given out to be a gift, while it is evident that
every one would have declined such a gift if he could have seen it and
tested it beforehand; just as Lessing admired the understanding of his
son, who, because he had absolutely declined to enter life, had to be
forcibly brought into it with the forceps, but was scarcely there when he
hurried away from it again. On the other hand, it is then well said that
life should be, from one end to the other, only a lesson; to which,
however, any one might reply: “For this very reason I wish I had been left
in the peace of the all-sufficient nothing, where I would have had no need
of lessons or of anything else.” If indeed it should now be added that he
must one day give an account of every hour of his life, he would be more
justified in himself demanding an account of why he had been transferred
from that rest into such a questionable, dark, anxious, and painful
situation. To this, then, we are led by false views. For human existence,
far from bearing the character of a gift, has entirely the character of
a debt that has been contracted. The calling in of this debt appears in
the form of the pressing wants, tormenting desires, and endless misery
established through this existence. As a rule, the whole lifetime is
devoted to the paying off of this debt; but this only meets the interest.
The payment of the capital takes place through death. And when was this
debt contracted? At the begetting. |
Wenn man demgemäß den Menschen ansieht als ein Wesen, dessen Daseyn eine Strafe und Buße ist; – so erblickt man ihn in einem schon richtigeren Lichte. Der Mythos vom Sündenfall (obwohl wahrscheinlich, wie das ganze Judenthum, dem Zend-Avesta entlehnt: Bun-Dehesch, 15) ist das Einzige im Alten Testament, dem ich eine metaphysische, wenn gleich nur allegorische Wahrheit zugestehn kann; ja, er ist es allein, was mich mit dem Alten Testament aussöhnt. Nichts Anderm nämlich sieht unser Daseyn so ähnlich, wie der Folge eines Fehltritts und eines strafbaren Gelüstens. Das neutestamentliche Christenthum, dessen ethischer Geist der des Brahmanismus und Buddhaismus, daher dem übrigens optimistischen des Alten Testaments sehr fremd ist, hat auch, höchst weise, gleich an jenen Mythos angeknüpft: ja, ohne diesen hätte es im Judenthum gar keinen Anhaltspunkt gefunden. – Will man den Grad von Schuld, mit dem unser Daseyn selbst behaftet ist, ermessen; so blicke man auf das Leiden, welches mit demselben verknüpft ist. Jeder große Schmerz, sei er leiblich oder geistig, sagt aus, was wir verdienen: denn er könnte nicht an uns kommen, wenn wir ihn nicht verdienten. Daß auch das Christenthum unser Daseyn in diesem Lichte erblickt, bezeugt eine Stelle aus Luthers Kommentar zu Galat., c, 3, die mir nur lateinisch vorliegt: Sumus autem nos omnes corporibus et rebus subjecti Diabolo, et hospites sumus in mundo, cujus ipse princeps et Deus est. Ideo panis, quem edimus, potus, quem bibimus, vestes, quibus utimur, imo aër et totum quo vivimus in carne, sub ipsius imperio est. – Man hat geschrieen über das Melancholische und Trostlose meiner Philosophie: es liegt jedoch bloß darin, daß ich, statt als Aequivalent der Sünden eine künftige Hölle zu fabeln, nachwies, daß wo die Schuld liegt, in der Welt, auch schon etwas Höllenartiges sei: wer aber dieses leugnen wollte, – kann es leicht ein Mal erfahren. |
Accordingly, if we regard man as a being whose existence is a punishment
and an expiation, we then view him in a right light. The myth of the fall
(although probably, like the whole of Judaism, borrowed from the
Zend-Avesta: Bundahish, 15), is the only point in the Old Testament to
which I can ascribe metaphysical, although only allegorical, truth; indeed
it is this alone that reconciles me to the Old Testament. Our existence
resembles nothing so much as the consequence of a false step and a guilty
desire. New Testament Christianity, the ethical spirit of which is that of
Brahmanism and Buddhism, and is therefore very foreign to the otherwise
optimistic spirit of the Old Testament, has also, very wisely, linked
itself on precisely to that myth: indeed, without this it would have found
no point of connection with Judaism at all. If any one desires to measure
the degree of guilt with which our existence is tainted, then let him look
at the suffering that is connected with it. Every great pain, whether
bodily or mental, declares what we deserve: for it could not come to us if
we did not deserve it. That Christianity also regards our existence in
this light is shown by a passage in Luther’s Commentary on Galatians,
chap. 3, which I only have beside me in Latin: “Sumus autem nos omnes
corporibus et rebus subjecti Diabolo, et hospites sumus in mundo, cujus
ipse princeps et Deus est. Ideo panis, quem edimus, potus, quem bibimus,
vestes, quibus utimur, imo aër et totum quo vivimus in carne, sub ipsius
imperio est.” An outcry has been made about the melancholy and
disconsolate nature of my philosophy; yet it lies merely in the fact that
instead of inventing a future hell as the equivalent of sin, I show that
where guilt lies in the world there is also already something akin to
hell; but whoever is inclined to deny this can easily experience it.
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Und dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche nur dadurch bestehn, daß eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Thier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung eine Kette von Martertoden ist, wo sodann mit der Erkenntniß die Fähigkeit Schmerz zu empfinden wächst, welche daher im Menschen ihren höchsten Grad erreicht und einen um so höheren, je intelligenter er ist, – dieser Welt hat man das System des Optimismus anpassen und sie uns als die beste unter den möglichen andemonstriren wollen. Die Absurdität ist schreiend. – Inzwischen heißt ein Optimist mich die Augen öffnen und hineinsehn in die Welt, wie sie so schön sei, im Sonnenschein, mit ihren Bergen, Thälern, Ströhmen, Pflanzen, Thieren u.s.f. – Aber ist denn die Welt ein Guckkasten? Zu sehn sind diese Dinge freilich schön; aber sie zu seyn ist ganz etwas Anderes. – Dann kommt ein Teleolog und preist mir die weise Einrichtung an, vermöge welcher dafür gesorgt sei, daß die Planeten nicht mit den Köpfen gegen einander rennen, Land und Meer nicht zum Brei gemischt, sondern hübsch auseinandergehalten seien, auch nicht Alles in beständigem Froste starre, noch von Hitze geröstet werde, imgleichen, in Folge der Schiefe der Ekliptik kein ewiger Frühling sei, als in welchem nichts zur Reife gelangen könnte, u. dgl. m. – Aber Dieses und alles Aehnliche sind ja bloße conditiones sine quibus non. Wenn es nämlich überhaupt eine Welt geben soll, wenn ihre Planeten wenigstens so lange, wie der Lichtstrahl eines entlegenen Fixsterns braucht, um zu ihnen zu gelangen, bestehn und nicht, wie Lessings Sohn, gleich nach der Geburt wieder abfahren sollen; – da durfte sie freilich nicht so ungeschickt gezimmert seyn, daß schon ihr Grundgerüst den Einsturz drohte. Aber wenn man zu den Resultaten des gepriesenen Werkes fortschreitet, die Spieler betrachtet, die auf der so dauerhaft gezimmerten Bühne agiren, und nun sieht, wie mit der Sensibilität der Schmerz sich einfindet und in dem Maaße, wie jene sich zur Intelligenz entwickelt, steigt, wie sodann, mit dieser gleichen Schritt haltend, Gier und Leiden immer stärker hervortreten und sich steigern, bis zuletzt das Menschenleben keinen andern Stoff darbietet, als den zu Tragödien und Komödien, – da wird, wer nicht heuchelt, schwerlich disponirt seyn, Hallelujahs anzustimmen. Den eigentlichen, aber verheimlichten Ursprung dieser letzteren hat übrigens, schonungslos, aber mit siegender Wahrheit, David Hume aufgedeckt, in seiner Natural history of religion, Sect. 6, 7, 8 and 13. Derselbe legt auch im zehnten und elften Buch seiner Dialogues on natural religion, unverhohlen, mit sehr triftigen und dennoch ganz anderartigen Argumenten als die meinigen, die trübsälige Beschaffenheit dieser Welt und die Unhaltbarkeit alles Optimismus dar; wobei er diesen zugleich in seinem Ursprung angreift. Beide Werke Hume’s sind so lesenswerth, wie sie in Deutschland heut zu Tage unbekannt sind, wo man dagegen, patriotisch, am ekelhaften Gefasel einheimischer, sich spreizender Alltagsköpfe unglaubliches Genügen findet und sie als große Männer ausschreit. Jene Dialogues aber hat Hamann übersetzt, Kant hat die Uebersetzung durchgesehn und noch im späten Alter Hamanns Sohn zur Herausgabe derselben bewegen wollen, weil die von Platner ihm nicht genügte (siehe Kants Biographie von F. W. Schubert, S. 81 und 165). – Aus jeder Seite von David Hume ist mehr zu lernen, als aus Hegels, Herbarts und Schleiermachers sämmtlichen philosophischen Werken zusammengenommen. |
And to this world, to this scene of tormented and agonised beings, who
only continue to exist by devouring each other, in which, therefore, every
ravenous beast is the living grave of thousands of others, and its
self-maintenance is a chain of painful deaths; and in which the capacity
for feeling pain increases with knowledge, and therefore reaches its
highest degree in man, a degree which is the higher the more intelligent
the man is; to this world it has been sought to apply the system of
optimism, and demonstrate to us that it is the best of all possible
worlds. The absurdity is glaring. But an optimist bids me open my eyes and
look at the world, how beautiful it is in the sunshine, with its mountains
and valleys, streams, plants, animals, &c. &c. Is the world, then, a
rareeshow? These things are certainly beautiful to look at, but to be
them is something quite different. Then comes a teleologist, and praises
to me the wise arrangement by virtue of which it is taken care that the
planets do not run their heads together, that land and sea do not get
mixed into a pulp, but are held so beautifully apart, also that everything
is neither rigid with continual frost nor roasted with heat; in the same
way, that in consequence of the obliquity of the ecliptic there is no
eternal spring, in which nothing could attain to ripeness, &c. &c. But
this and all like it are mere conditiones sine quibus non. If in general
there is to be a world at all, if its planets are to exist at least as
long as the light of a distant fixed star requires to reach them, and are
not, like Lessing’s son, to depart again immediately after birth, then
certainly it must not be so clumsily constructed that its very framework
threatens to fall to pieces. But if one goes on to the results of this
applauded work, considers the players who act upon the stage which is so
durably constructed, and now sees how with sensibility pain appears, and
increases in proportion as the sensibility develops to intelligence, and
then how, keeping pace with this, desire and suffering come out ever more
strongly, and increase till at last human life affords no other material
than this for tragedies and comedies, then whoever is honest will scarcely
be disposed to set up hallelujahs. David Hume, in his “Natural History of
Religion,” §§ 6, 7, 8, and 13, has also exposed, mercilessly but with
convincing truth, the real though concealed source of these last. He also
explains clearly in the tenth and eleventh books of his “Dialogues on
Natural Religion,” with very pertinent arguments, which are yet of quite a
different kind from mine, the miserable nature of this world and the
untenableness of all optimism; in doing which he attacks this in its
origin. Both works of Hume’s are as well worth reading as they are unknown
at the present day in Germany, where, on the other hand, incredible
pleasure is found, patriotically, in the most disgusting nonsense of
home-bred boastful mediocrities, who are proclaimed great men. Hamann,
however, translated these dialogues; Kant went through the translation,
and late in life wished to induce Hamann’s son to publish them because the
translation of Platner did not satisfy him (see Kant’s biography by F. W.
Schubert, pp. 81 and 165). From every page of David Hume there is more to
be learned than from the collected philosophical works of Hegel, Herbart,
and Schleiermacher together. |
Der Begründer des systematischen Optimismus hingegen ist Leibnitz, dessen Verdienste um die Philosophie zu leugnen ich nicht gesonnen bin, wiewohl mich in die Monadologie, prästabilirte Harmonie und identitas indiscernibilium eigentlich hineinzudenken, mir nie hat gelingen wollen. Seine Nouveaux essays sur l’entendement aber sind bloß ein Excerpt, mit ausführlicher, auf Berichtigung abgesehener, jedoch schwacher Kritik des mit Recht weltberühmten Werkes Locke’s, welchem er hier mit eben so wenig Glück sich entgegenstellt, wie, durch sein gegen das Gravitationssystem gerichtetes Tentamen de motuum coelestium causis, dem Neuton. Gegen diese Leibnitz-Wolfische Philosophie ist die Kritik der reinen Vernunft ganz speciell gerichtet und hat zu ihr ein polemisches, ja, vernichtendes Verhältniß; wie zu Locke und Hume das der Fortsetzung und Weiterbildung. Daß heut zu Tage die Philosophieprofessoren allseitig bemüht sind, den Leibnitz, mit seinen Flausen, wieder auf die Beine zu bringen, ja, zu verherrlichen, und andererseits Kanten möglichst gering zu schätzen und bei Seite zu schieben, hat seinen guten Grund im primum vivere: die Kritik der reinen Vernunft läßt nämlich nicht zu, daß man Jüdische Mythologie für Philosophie ausgebe, noch auch, daß man, ohne Umstände, von der »Seele« als einer gegebenen Realität, einer wohlbekannten und gut ackreditirten Person, rede, ohne Rechenschaft zu geben, wie man denn zu diesem Begriff gekommen sei und welche Berechtigung man habe, ihn wissenschaftlich zu gebrauchen. Aber primum vivere, deinde philosophari! Herunter mit dem Kant, vivat unser Leibnitz! – Auf diesen also zurückzukommen, kann ich der Theodicee, dieser methodischen und breiten Entfaltung des Optimismus, in solcher Eigenschaft, kein anderes Verdienst zugestehn, als dieses, daß sie später Anlaß gegeben hat zum unsterblichen Candide des großen Voltaire; wodurch freilich Leibnitzens so oft wiederholte, lahme Exküse für die Uebel der Welt, daß nämlich das Schlechte bisweilen das Gute herbeiführt, einen ihm unerwarteten Beleg erhalten hat. Schon durch den Namen seines Helden deutete Voltaire an, daß es nur der Aufrichtigkeit bedarf, um das Gegentheil des Optimismus zu erkennen. Wirklich macht auf diesem Schauplatz der Sünde, des Leidens und des Todes der Optimismus eine so seltsame Figur, daß man ihn für Ironie halten müßte, hätte man nicht an der von Hume, wie oben erwähnt, so ergötzlich aufgedeckten geheimen Quelle desselben (nämlich heuchelnde Schmeichelei, mit beleidigendem Vertrauen auf ihren Erfolg) eine hinreichende Erklärung seines Ursprungs. |
The founder of systematic optimism, again, is Leibnitz whose philosophical
merit I have no intention of denying although I have never succeeded in
thinking myself into the monadology, pre-established harmony, and
identitas indiscernibilium. His Nouveaux essays sur l’entendement
are, however, merely an excerpt, with a full yet weak criticism, with a
view to correction, of Locke’s work which is justly of world-wide
reputation. He here opposes Locke with just as little success as he
opposes Newton in the Tentamen de motuum cœlestium causis, directed
against the system of gravitation. The “Critique of Pure Reason” is
specially directed against this Leibnitz-Wolfian philosophy, and has a
polemical, nay, a destructive relation to it, just as it is related to
Locke and Hume as a continuation and further construction. That at the
present day the professors of philosophy are on all sides engaged in
setting Leibnitz, with his juggling, upon his legs again, nay, in
glorifying him, and, on the other hand, in depreciating and setting aside
Kant as much as possible, has its sufficient reason in the primum
vivere; the “Critique of Pure Reason” does not admit of one giving out
Judaistic mythology as philosophy, nor of one speaking, without ceremony,
of the “soul” as a given reality, a well-known and well-accredited person,
without giving account of how one arrived at this conception, and what
justification one has for using it scientifically. But primum vivere,
deinde philosophari! Down with Kant, vivat our Leibnitz! To return,
then, to Leibnitz, I cannot ascribe to the Théodicée, as a methodical and
broad unfolding of optimism, any other merit than this, that it gave
occasion later for the immortal Candide of the great Voltaire; whereby
certainly Leibnitz’s often-repeated and lame excuse for the evil of the
world, that the bad sometimes brings about the good, received a
confirmation which was unexpected by him. Even by the name of his hero
Voltaire indicates that it only requires sincerity to recognise the
opposite of optimism. Really upon this scene of sin, suffering, and death
optimism makes such an extraordinary figure that one would be forced to
regard it as irony if one had not a sufficient explanation of its origin
in the secret source of it (insincere flattery, with insulting confidence
in its success), which, as was mentioned above, is so delightfully
disclosed by Hume. |
Sogar aber läßt sich den handgreiflich sophistischen Beweisen Leibnitzens, daß diese Welt die beste unter den möglichen sei, ernstlich und ehrlich der Beweis entgegenstellen, daß siedle schlechteste unter den möglichen sei. Denn Möglich heißt nicht was Einer etwan sich vorphantasiren mag, sondern was wirklich existiren und bestehn kann. Nun ist diese Welt so eingerichtet, wie sie seyn mußte, um mit genauer Noth bestehn zu können: wäre sie aber noch ein wenig schlechter, so könnte sie schon nicht mehr bestehn. Folglich ist eine schlechtere, da sie nicht bestehn könnte, gar nicht möglich, sie selbst also unter den möglichen die schlechteste. Denn nicht bloß wenn die Planeten mit den Köpfen gegen einander rennten, sondern auch wenn von den wirklich eintretenden Perturbationen ihres Laufes irgend eine, statt sich durch andere allmälig wieder auszugleichen, in der Zunahme beharrte, würde die Welt bald ihr Ende erreichen: die Astronomen wissen, von wie zufälligen Umständen, nämlich zumeist vom irrationalen Verhältniß der Umlaufszeiten zu einander, Dieses abhängt, und haben mühsam herausgerechnet, daß es immer noch gut abgehn wird, mithin die Welt so eben stehn und gehn kann. Wir wollen, wiewohl Neuton entgegengesetzter Meinung war, hoffen, daß sie sich nicht verrechnet haben, und mithin das in so einem Planetensystem verwirklichte mechanische perpetuum mobile nicht auch, wie die übrigen, zuletzt in Stillstand gerathen werde. – Unter der festen Rinde des Planeten nun wieder hausen die gewaltigen Naturkräfte, welche, sobald ein Zufall ihnen Spielraum gestattet, jene, mit allem Lebenden darauf, zerstören müssen; wie dies auf dem unserigen wenigstens schon drei Mal eingetreten ist und wahrscheinlich noch öfter eintreten wird. Ein Erdbeben von Lissabon, von Haity, eine Verschüttung von Pompeji sind nur kleine, schalkhafte Anspielungen auf die Möglichkeit. – Eine geringe, chemisch gar nicht ein Mal nachweisbare Alteration der Atmosphäre verursacht Cholera, gelbes Fieber, schwarzen Tod u.s.w., welche Millionen Menschen wegraffen; eine etwas größere würde alles Leben auslöschen. Eine sehr mäßige Erhöhung der Wärme würde alle Flüsse und Quellen austrocknen. – Die Thiere haben an Organen und Kräften[683] genau und knapp so viel erhalten, wie zur Herbeischaffung ihres Lebensunterhalts und Auffütterung der Brut, unter äußerster Anstrengung, ausreicht; daher ein Thier, wenn es ein Glied, oder auch nur den vollkommenen Gebrauch desselben, verliert, meistens umkommen muß. Selbst vom Menschengeschlecht, so mächtige Werkzeuge es an Verstand und Vernunft auch hat, leben neun Zehntel in beständigem Kampfe mit dem Mangel, stets am Rand des Untergangs, sich mit Noth und Anstrengung über demselben balancirend. Also durchweg, wie zum Bestande des Ganzen, so auch zu dem jedes Einzelwesens sind die Bedingungen knapp und kärglich gegeben, aber nichts darüber: daher geht das individuelle Leben in unaufhörlichem Kampfe um die Existenz selbst hin; während bei jedem Schritt ihm Untergang droht. Eben weil diese Drohung so oft vollzogen wird, mußte, durch den unglaublich großen Ueberschuß der Keime, dafür gesorgt seyn, daß der Untergang der Individuen nicht den der Geschlechter herbeiführe, als an welchen allein der Natur ernstlich gelegen ist. – Die Welt ist folglich so schlecht, wie sie möglicherweise seyn kann, wenn sie überhaupt noch seyn soll. W. z.B. w. – Die Versteinerungen der den Planeten ehemals bewohnenden, ganz anderartigen Thiergeschlechter liefern uns, als Rechnungsprobe, die Dokumente von Welten, deren Bestand nicht mehr möglich war, die mithin noch etwas schlechter waren, als die schlechteste unter den möglichen. |
But indeed to the palpably sophistical proofs of Leibnitz that this is the
best of all possible worlds, we may seriously and honestly oppose the
proof that it is the worst of all possible worlds. For possible means, not
what one may construct in imagination, but what can actually exist and
continue. Now this world is so arranged as to be able to maintain itself
with great difficulty; but if it were a little worse, it could no longer
maintain itself. Consequently a worse world, since it could not continue
to exist, is absolutely impossible: thus this world itself is the worst of
all possible worlds. For not only if the planets were to run their heads
together, but even if any one of the actually appearing perturbations of
their course, instead of being gradually balanced by others, continued to
increase, the world would soon reach its end. Astronomers know upon what
accidental circumstances—principally the irrational relation to each other
of the periods of revolution—this depends, and have carefully calculated
that it will always go on well; consequently the world also can continue
and go on. We will hope that, although Newton was of an opposite opinion,
they have not miscalculated, and consequently that the mechanical
perpetual motion realised in such a planetary system will not also, like
the rest, ultimately come to a standstill. Again, under the firm crust of
the planet dwell the powerful forces of nature which, as soon as some
accident affords them free play, must necessarily destroy that crust, with
everything living upon it, as has already taken place at least three times
upon our planet, and will probably take place oftener still. The
earthquake of Lisbon, the earthquake of Haiti, the destruction of Pompeii,
are only small, playful hints of what is possible. A small alteration of
the atmosphere, which cannot even be chemically proved, causes cholera,
yellow fever, black death, &c., which carry off millions of men; a
somewhat greater alteration would extinguish all life. A very moderate
increase of heat would dry up all the rivers and springs. The brutes have
received just barely so much in the way of organs and powers as enables
them to procure with the greatest exertion sustenance for their own lives
and food for their offspring; therefore if a brute loses a limb, or even
the full use of one, it must generally perish. Even of the human race,
powerful as are the weapons it possesses in understanding and reason,
nine-tenths live in constant conflict with want, always balancing
themselves with difficulty and effort upon the brink of destruction. Thus
throughout, as for the continuance of the whole, so also for that of each
individual being the conditions are barely and scantily given, but nothing
over. The individual life is a ceaseless battle for existence itself;
while at every step destruction threatens it. Just because this threat is
so often fulfilled provision had to be made, by means of the enormous
excess of the germs, that the destruction of the individuals should not
involve that of the species, for which alone nature really cares. The
world is therefore as bad as it possibly can be if it is to continue to be
at all. Q. E. D. The fossils of the entirely different kinds of animal
species which formerly inhabited the planet afford us, as a proof of our
calculation, the records of worlds the continuance of which was no longer
possible, and which consequently were somewhat worse than the worst of
possible worlds. |
Der Optimismus ist im Grunde das unberechtigte Selbstlob des eigentlichen Urhebers der Welt, des Willens zum Leben, der sich wohlgefällig in seinem Werke spiegelt: und demgemäß ist er nicht nur eine falsche, sondern auch eine verderbliche Lehre. Denn er stellt uns das Leben als einen wünschenswerthen Zustand, und als Zweck desselben das Glück des Menschen dar. Davon ausgehend glaubt dann Jeder den gerechtesten Anspruch auf Glück und Genuß zu haben: werden nun diese, wie es zu geschehn pflegt, ihm nicht zu Theil; so glaubt er, ihm geschehe Unrecht, ja, er verfehle den Zweck seines Daseyns; – während es viel richtiger ist, Arbeit, Entbehrung, Noth und Leiden, gekrönt durch den Tod, als Zweck unsers Lebens zu betrachten (wie dies Brahmanismus und Buddhaismus, und auch das ächte Christenthum thun); weil diese es sind, die zur Verneinung des Willens zum Leben leiten. Im Neuen Testamente ist die Welt dargestellt als ein Jammerthal, das Leben als ein Läuterungsproceß, und ein[684] Marterinstrument ist das Symbol des Christenthums. Daher beruhte, als Leibnitz, Shaftesbury, Bolingbroke und Pope mit dem Optimismus hervortraten, der Anstoß, den man allgemein daran nahm, hauptsächlich darauf, daß der Optimismus mit dem Christenthum unvereinbar sei; wie dies Voltaire, in der Vorrede zu seinem vortrefflichen Gedichte Le désastre de Lisbonne, welches ebenfalls ausdrücklich gegen den Optimismus gerichtet ist, berichtet und erläutert. Was diesen großen Mann, den ich, den Schmähungen feiler Deutscher Tintenklexer gegenüber, so gern lobe, entschieden höher als Rousseau stellt, indem es die größere Tiefe seines Denkens bezeugt, sind drei Einsichten, zu denen er gelangt war: 1) die von der überwiegenden Größe des Uebels und vom Jammer des Daseyns, davon er tief durchdrungen ist; 2) die von der strengen Necessitation der Willensakte; 3) die von der Wahrheit des Locke‘schen Satzes, daß möglicherweise das Denkende auch materiell seyn könne; während Rousseau alles Dieses durch Deklamationen bestreitet, in seiner Profession de foi du vicaire Savoyard, einer flachen, protestantischen Pastorenphilosophie; wie er denn auch, in eben diesem Geiste, gegen das soeben erwähnte, schöne Gedicht Voltaire’s mit einem schiefen, seichten und logisch falschen Räsonnement, zu Gunsten des Optimismus, polemisirt, in seinem, bloß diesem Zweck gewidmeten, langen Briefe an Voltaire, vom 18. August 1756. Ja, der Grundzug und das prôton pseudos der ganzen Philosophie Rousseau‘s ist Dieses, daß er an die Stelle der christlichen Lehre von der Erbsünde und der ursprünglichen Verderbtheit des Menschengeschlechts, eine ursprüngliche Güte und unbegränzte Perfektibilität desselben setzt, welche bloß durch die Civilisation und deren Folgen auf Abwege gerathen wäre, und nun darauf seinen Optimismus und Humanismus gründet. |
Optimism is at bottom the unmerited self-praise of the real originator of
the world, the will to live, which views itself complacently in its works;
and accordingly it is not only a false, but also a pernicious doctrine.
For it presents life to us as a desirable condition, and the happiness of
man as the end of it. Starting from this, every one then believes that he
has the most just claim to happiness and pleasure; and if, as is wont to
happen, these do not fall to his lot, then he believes that he is wronged,
nay, that he loses the end of his existence; while it is far more correct
to regard work, privation, misery, and suffering, crowned by death, as the
end of our life (as Brahmanism and Buddhism, and also genuine Christianity
do); for it is these which lead to the denial of the will to live. In the
New Testament the world is represented as a valley of tears, life as a
process of purifying or refining, and the symbol of Christianity is an
instrument of torture. Therefore, when Leibnitz, Shaftesbury, Bolingbroke,
and Pope brought forward optimism, the general offence which it gave
depended principally upon the fact that optimism is irreconcilable with
Christianity; as Voltaire states and explains in the preface to his
excellent poem, Le désastre de Lisbonne, which is also expressly
directed against optimism. This great man, whom I so gladly praise, in
opposition to the abuse of venal German ink-slingers, is placed decidedly
higher than Rousseau by the insight to which he attained in three
respects, and which prove the greater depth of his thinking: (1) the
recognition of the preponderating magnitude of the evil and misery of
existence with which he is deeply penetrated; (2) that of the strict
necessity of the acts of will; (3) that of the truth of Locke’s principle,
that what thinks may also be material: while Rousseau opposes all this
with declamations in his Profession de foi du vicaire Savoyard, a
superficial Protestant pastor’s philosophy; as he also in the same spirit
attacks the beautiful poem of Voltaire which has just been referred to
with ill-founded, shallow, and logically false reasoning, in the interests
of optimism, in his long letter to Voltaire of 18th August 1756, which is
devoted simply to this purpose. Indeed, the fundamental characteristic and
the πρωτον ψευδος of Rousseau’s whole philosophy is this, that in the
place of the Christian doctrine of original sin, and the original
depravity of the human race, he puts an original goodness and unlimited
perfectibility of it, which has only been led astray by civilisation and
its consequences, and then founds upon this his optimism and humanism. |
Wie gegen den Optimismus Voltaire, im Candide, den Krieg in seiner scherzhaften Manier führt, so hat es in seiner ernsten und tragischen Byron gethan, in seinem unsterblichen Meisterwerke Kain, weshalb er auch durch die Invektiven des Obskuranten Friedrich Schlegel verherrlicht worden ist. – Wollte ich nun schließlich, zur Bekräftigung meiner Ansicht, die Aussprüche großer Geister aller Zeiten in diesem, dem Optimismus entgegengesetzten[685] Sinne, hersetzen; so würde der Anführungen kein Ende seyn; da fast jeder derselben seine Erkenntniß des Jammers dieser Welt in starken Worten ausgesprochen hat. Also nicht zur Bestätigung, sondern bloß zur Verzierung dieses Kapitels mögen am Schlusse desselben einige Aussprüche dieser Art Platz finden. |
As in Candide Voltaire wages war in his facetious manner against
optimism, Byron has also done so in his serious and tragic style, in his
immortal masterpiece, Cain, on account of which he also has been
honoured with the invectives of the obscurantist, Friedrich Schlegel. If
now, in conclusion, to confirm my view, I were to give what has been said
by great men of all ages in this anti-optimistic spirit, there would be no
end to the quotations, for almost every one of them has expressed in
strong language his knowledge of the misery of this world. Thus, not to
confirm, but merely to embellish this chapter, a few quotations of this
kind may be given at the end of it. |
Zuvörderst sei hier erwähnt, daß die Griechen, so weit sie auch von der Christlichen und Hochasiatischen Weltansicht entfernt waren und entschieden auf dem Standpunkt der Bejahung des Willens standen, dennoch von dem Elend des Daseyns tief ergriffen waren. Dies bezeugt schon die Erfindung des Trauerspiels, welche ihnen angehört. Einen andern Beleg dazu giebt uns die, nachmals oft erwähnte, zuerst von Herodot (V, 4) erzählte Sitte der Thrakier, den Neugeborenen mit Wehklagen zu bewillkommnen, und alle Uebel, denen er jetzt entgegengehe, herzuzählen; dagegen den Todten mit Freude und Scherz zu bestatten, weil er so vielen und großen Leiden nunmehr entgangen sei; welches in einem schönen, von Plutarch (De audiend. poët. in fine) uns aufbehaltenen Verse, so lautet: |
First of all, let me mention here that the Greeks, far as they were from
the Christian and lofty Asiatic conception of the world, and although they
decidedly stood at the point of view of the assertion of the will, were
yet deeply affected by the wretchedness of existence. This is shown even
by the invention of tragedy, which belongs to them. Another proof of it is
afforded us by the custom of the Thracians, which is first mentioned by
Herodotus, though often referred to afterwards—the custom of welcoming the
new-born child with lamentations, and recounting all the evils which now
lie before it; and, on the other hand, burying the dead with mirth and
jesting, because they are no longer exposed to so many and great
sufferings. In a beautiful poem preserved for us by Plutarch (De audiend.
poët. in fine) this runs thus:— |
Ton phynta thrênein, eis hos’ erchetai kaka;
Ton d’ au thanonta kai ponôn pepaumenon
Chairontas euphêmountas ekpempein domôn.
(Lugere genitum, tanta qui intrarit mala:
At morte si quis finiisset miserias,
Hunc laude amicos atque laetitia exsequi.)
|
Τον φυντα θρηνειν, εις ὁσ᾽ ερχεται κακα
Τον δ᾽αυ θανοντα και πονων πεπαυμενον
Χαιροντας ευφημουντας εκπεμπειν δομων.
(Lugere genitum, tanta qui intrarit mala:
At morte si quis finiisset miserias,
Hunc laude amicos atque lætitia exsequi.)
|
Nicht historischer Verwandtschaft, sondern moralischer Identität der Sache ist es beizumessen, daß die Mexikaner das Neugeborene mit den Worten bewillkommneten: »Mein Kind, du bist zum Dulden geboren: also dulde, leide und schweig«. Und dem selben Gefühle folgend hat Swift (wie Walter Scott in dessen Leben berichtet) schon früh die Gewohnheit angenommen, seinen Geburtstag nicht als einen Zeitpunkt der Freude, sondern der Betrübniß zu begehn, und an demselben die Bibelstelle zu[686] lesen, in welcher Hiob den Tag bejammert und verflucht, an welchem es in seines Vaters Hause hieß: es sei ein Sohn geboren. |
It is not to be attributed to historical relationship, but to the moral
identity of the matter, that the Mexicans welcomed the new-born child with
the words, “My child, thou art born to endure; therefore endure, suffer,
and keep silence.” And, following the same feeling, Swift (as Walter Scott
relates in his Life of Swift) early adopted the custom of keeping his
birthday not as a time of joy but of sadness, and of reading on that day
the passage of the Bible in which Job laments and curses the day on which
it was said in the house of his father a man-child is born.
|
Bekannt und zum Abschreiben zu lang ist die Stelle in der Apologie des Sokrates, wo Plato diesen weisesten der Sterblichen sagen läßt, daß der Tod, selbst wenn er uns auf immer das Bewußtsein raubte, ein wundervoller Gewinn seyn würde, da ein tiefer, traumloser Schlaf jedem Tage, auch des beglücktesten Lebens, vorzuziehn sei. |
Well known and too long for quotation is the passage in the “Apology of
Socrates,” in which Plato makes this wisest of mortals say that death,
even if it deprives us of consciousness for ever, would be a wonderful
gain, for a deep, dreamless sleep every day is to be preferred even to the
happiest life. |
Ein Spruch des Herakleitos lautete:
Tô oun biô onoma men bios, ergon de thanatos.
(Vitae nomen quidem est vita, opus autem mors.
Etymologicum magnum, voce bios; auch Eustath. ad Iliad., I, p. 31.)
|
A saying of Heraclitus runs: “Τῳ ουν βιῳ ονομα μεν βιος, εργον δε
θανατος.” (Vitæ nomen quidem est vita, opus autem mors. Etymologicum
magnum, voce Βιος; also Eustath. ad Iliad., i. p. 31.) |
Berühmt ist der schöne Vers des Theognis:
Archên men mê phynai epichthonioisin ariston,
Mêd’ eisidein augas oxeos êeliou;
Phynta d’ hopôs ôkista pylas Aidao perêsai,
Kai keisthai pollên gên epamêsamenon.
(Optima sors homini natum non esse, nec unquam
Adspexisse diem, flammiferumque jubar.
Altera jam genitum demitti protinus Orco,
Et pressum multa mergere corpus humo.) |
The beautiful lines of the “Theogony” are famous:—
Αρχην μεν μη φυναι επιχθονιοισιν αριστον,
Μηδ᾽ εισιδειν αυγας οξεος ἡελιου;
Φυντα δ᾽ ὁπως ωκιστα πυλας Αϊδαο περησαι,
Και κεισθαι πολλην γην επαμησαμενον.
(Optima sors homini natum non esse, nec unquam.
Adspexisse diem, flammiferumque jubar.
Altera jam genitum demitti protinus Orco,
Et pressum multa mergere corpus humo.) |
Sophokles, im Oedipus zu Kolona (1225), hat folgende Abkürzung desselben:
Mê phynai ton hapanta ni-
ka logon; to d’ epei phanê,
bênai keithen, hothen per hêkei,
poly deuteron, hôs tachista.
(Natum non esse sortes vincit alias omnes: proxima autem[687] est, ubi quis in lucem editus fuerit, eodem redire, unde venit, quam ocissime.) |
Sophocles, in “Œdipus Colonus” (1225), has the following abbreviation of
the same:—
Μη φυναι τον ἁπαντα νικα
λογον; το δ᾽ επει φανῃ,
βηναι κειθεν, ὁθεν περ ἡκει,
πολυ δευτερον, ὡς ταχιστα.
(Natum non esse sortes vincit alias omnes: proxima autem est, ubi quis in lucem editus fuerit, eodem redire, unde venit, quam
ocissime.) |
Euripides sagt:
Pas d’ odynêros bios anthrôpôn,
K’ ouk esti ponôn anapausis.
(Omnis hominum vita est plena dolore,
Nec datur laborum remissio.
Hippol. 189.) |
Euripides says:—
Πας δ᾽οδυνηρος βιος ανθρωπων,
Κ᾽ουκ εστι πονων αναπαυσις.
(Omnis hominum vita est plena dolore,
Nec datur laborum remissio.)
—HIPPOL, 189. |
Und hat es doch schon Homer gesagt:
Ou men gar ti pou estin oizyrôteron andros
Pantôn, hossa de gaian epi pneei te kai herpei.
(Non enim quidquam alicubi est calamitosius homine
Omnium, quotquot super terram spirantque et moventur.
Il. XVII, 446.)
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And Homer already said:—
Ου μεν γαρ τι εστιν οϊζυρωτερον ανδρος
Παντων, ὁσσα δε γαιαν επι πνεει τε και ἑρπει.
(Non enim quidquam alicubi est calamitosius homine
Omnium, quotquot super terram spirantque et moventur.)
—II. xvii. 446. |
Selbst Plinius sagt: Quapropter hoc primum quisque in remediis animi sui habeat, ex omnibus bonis, quae homini natura tribuit, nullum melius esse tempestiva morte. (Hist. nat. 28, 2.) |
Even Pliny says: “Quapropter hoc primum quisque in remediis animi sui habeat, ex omnibus bonis, quæ homini natura tribuit, nullum melius esse tempestiva morte” (Hist. Nat. 28, 2).
|
Shakespeare legt dem alten König Heinrich IV. die Worte in den Mund:
O heaven! that one might read the book of fate,
And see the revolution of the times,
– – – – – how chances mock,
And changes fill the cup of alteration
With divers liquors! O, if this were seen,
The happiest youth, – viewing his progress through,
What perils past, what crosses to ensue, –
Would shut the book, and sit him down and die.
|
Shakspeare puts the words in the mouth of the old king Henry IV.:—
“O heaven! that one might read the book of fate,
And see the revolution of the times,
… how chances mock,
And changes fill the cup of alteration
With divers liquors! O, if this were seen,
The happiest youth,—viewing his progress through,
What perils past, what crosses to ensue,—
Would shut the book, and sit him down and die.”
|
Endlich Byron:
Count o’er the joys thine hours have seen,
Count o’er thy days from anguish free,
And know, whatever thou hast been,
‘Tis something better not to be. |
Finally, Byron:—
Count o’er the joys thine hours have seen,
Count o’er thy days from anguish free,
And know, whatever thou hast been,
’Tis something better not to be.” |
Auch Balthasar Gracian bringt den Jammer unsers Daseyns uns mit den schwärzesten Farben vor die Augen im Criticon, Parte I, Crisi 5, gleich im Anfang, und Crisi 7, am Schluß, wo er das Leben als eine tragische Farce ausführlich darstellt. |
Baltazar Gracian also brings the misery of our existence before our eyes
in the darkest colours in the “Criticon,” Parte i., Crisi 5, just at the
beginning, and Crisi 7 at the end, where he explicitly represents life as
a tragic farce. |
Keiner jedoch hat diesen Gegenstand so gründlich und erschöpfend behandelt, wie, in unsern Tagen, Leopardi. Er ist von demselben ganz erfüllt und durchdrungen: überall ist der Spott und Jammer dieser Existenz sein Thema, auf jeder Seite seiner Werke stellt er ihn dar, jedoch in einer solchen Mannigfaltigkeit von Formen und Wendungen, mit solchem Reichthum an Bildern, daß er nie Ueberdruß erweckt, vielmehr durchweg unterhaltend und erregend wirkt. |
Yet no one has so thoroughly and exhaustively handled this subject as, in
our own day, Leopardi. He is entirely filled and penetrated by it: his
theme is everywhere the mockery and wretchedness of this existence; he
presents it upon every page of his works, yet in such a multiplicity of
forms and applications, with such wealth of imagery that he never wearies
us, but, on the contrary, is throughout entertaining and exciting.
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